Mühleninfos
Allgemeines zur Windmühle Bederkesa
Die Mühle in Bad Bederkesa steht seit 1881 auf einem 31 m hohen Geestrücken oberhalb des Ortes. Als "Erd-und Galerieholländer" mit Windrose stellt diese die Mühlenhaube und somit die Flügel automatisch in den Wind. Damit gehört diese Windmühle zu den modernsten Windmühlentypen. Die Flügel der Mühle waren bis 2020 mit Sprossengittern für eine Besegelung vorgesehen während sie früher mit Jalousien bestückt waren. Mit der Generalsanierung 2020 erhielten die neuen Flügel wieder Jalousien. Auf dem Mahlboden/Steinboden lagern zwei alte, noch funktionsfähige Mahlgänge; einer mit Windkraft und einer elektrisch betrieben. Der elektrische Sackaufzug befördert Säcke auf die oberen Böden. | Mit einem Modellmahlgang kann man mit Muskelkraft Getreidearten zerkleinern und somit die Funktionsweise eines solchen Mahlgangs erfahren. Die auf dem Absackboden stehenden maßstabsgetreuen, funktionierenden Modelle der drei in Bederkesa nachgewiesenen Mühlen (Ross-, Bock-und Holländermühle) bieten die Möglichkeit, die verschiedenen Mühlentechniken auf einen Blick zu erfassen. |
Mühlengeschichte
Das genaue Entstehungsdatum einer Windmühle wie auch einer Rossmühle in Bederkesa ist nicht bekannt.
Im 16.Jahrh. | wird sowohl eine Rossmühle -von der noch heute der Straßenname "Pferdemühlendamm" zeugt- als auch eine Bockwindmühle auf dem Mühlenberg zum ersten Mal in Bremischen Urkunden erwähnt. Erbaut wurden beide offensichtlich früher. |
1677 | Seitdem sind die Namen der Müller bekannt. Die einflussreiche Bederkesaer Familie Volckmann war über ein Jahrhundert Pächter der Mühle. Bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein gehörte die Windmühle als sogenannte "Herrschaftsmühle" immer zum Amt Bederkesa und wurde jeweils von den "Burgherren" verpachtet. |
1881 | brennt die Bockwindmühle durch Blitzschlag ab. Im gleichen Jahr lässt der damalige Besitzer Hinrich Reysen am selben Ort die heutige Holländer-Windmühle mit Windrose aufbauen. |
1927 | wird vom damaligen Müller A. Bernd ein Motor zum Antrieb für die Mahlgänge installiert. |
Im 2. Weltkr. | dient das Mühlengelände auch als Flugwache. Nach dem Krieg baut der damalige Besitzer Koröde neben der Mühle ein Wohnhaus. |
1950 | Bis zu diesem Zeitpunkt benutzt der Müller neben dem Elektromotor auch noch die Windkraft zum Mahlen. Die Flügel mit ihren Jalousien verfallen aber zusehends. |
1956 | verpachtet der Müller D. Koröde die Mühle an den Mülermeister Adolf Vick, der sie dann bis zu seinem Tode 1987 bewirtschaftet. |
1960 | installiert der Mühlenpächter eine moderne elektrische Hammermühle mit einem Mehlmischer. Seither steht der alte Mahlgang still. |
1966 | erhält die Mühle neue Flügel mit Sprossengittern. |
1968 | kauft der Flecken Bederkesa das Mühlengelände und die Gebäude von der Familie Koröde. |
1984 | bekommt die Mühle eine neue Bedachung aus ungarischem Reet und eine neue Windrose. |
1988 | wird die Mühle mit neuen Flügeln aus Stahl versehen. |
1990 | übernimmt der Verschönerungsverein die Betreuung der Mühle. |
1996 | wird die Technik durch Mühlengerätschaften aus Hornburg (Sachsen-Anhalt) vervollständigt. |
2020 | Generalsanierung der Windmühle |
Begriffserklärungen
Bremse (Pass) | Die Bremse der Mühlenflügel kann von der Galerie aus über einen Bremsstock (Passbaum) und den Bremsbalken manuell betätigt werden. Sie fasst mit einem Eisenband kreisförmig um das Kammrad. |
Bunkler | Der Bunkler -als Korbrad ausgebildet- hat einen Durchmesser von 1,40 m und besitzt 35 Speichen. Er befindet sich am oberen Ende der Königswelle. |
Kammrad | Das Kammrad hat einen Durchmesser von 2,70 m und ist bestückt mit 72 Holzzähnen aus nachgiebiger Weißbuche. Es befindet sich in der Mühlenhaube, ist fest mit der Flügelwelle verbunden und überträgt die Drehbewegung der Flügel über den Bunkler auf die Königswelle. |
Katzenstein | Der Katzenstein besteht aus ölhaltigem belgischen Schiefer. In ihm lagert die Flügelwelle am Rande der Mühlenhaube. |
Königswelle | Die Königswelle ist ca. 8,00 m lang und ca. 1,5 t schwer. Sie überträgt die Drehbewegung der Mühlenflügel von der Kappe bis zum Stirnrad auf dem Steinboden. |
Mahlgang | Der Mahlgang befindet sich auf dem Steinboden und ist das eigentliche Mahlgerät einer Mühle. Zwischen dem oberen "Läuferstein" und dem fest im Boden liegenden "Bodenstein" wird das Mahlgut zerrieben. |
Mühlenhaube (Mühlenkappe) | Die Mühlenhaube hat die Form eines umgekehrten Bootsrumpfes, wiegt einschließlich der Flügel ca. 20 t und lagert auf 24 Doppelrollen. |
Steinkran (Galgen) | Mit Hilfe des Steinkrans und seiner Metallarme kann man den Läuferstein aus dem Mahlgang herausheben, um ihn zu schärfen |
Stirnrad | Das Stirnrad hat einen Durchmesser von 3,70 m, besitzt 168 Holzzähne aus Weißbuche und befindet sich am unteren Ende der Königswelle. Es gibt die Drehbewegung über ein eisernes Zahnrad an die Spindel des Mahlganges ab. |
Ein Gang über die Mühlenböden
6. Haube | Achs- oder Kammrad mit Bremse; Bremsstock; Flügelwelle; Katzenstein; Zahnradgetriebe der Windrose | |
5. Kappboden | Zahnkranz und Rollenlager; Bunkler; Bremsbalken | |
4. Aufzugsboden | Antriebsrad (mechanischer Sackaufzug); elektrischer Sackaufzug; Einlaufsieb für die Spitz- und Schälmaschine; Schautafeln; verschiedene Ernte-Gerätschaften | |
3. Dode Böhn | Königswelle; Einlaufsieb für den alten Mahlgang; Flaschenzüge; Kornvitrinen; Handmühlen; Spitz- und Schälmaschine | |
2. Steinboden | Mehlmischer; zwei Mahlgänge (mit Windkraft bzw. elektrisch betrieben); Läuferstein (aus naturgewachsenem französischen Süßwasserquarz); Schärfwerkzeuge; Steinkran; Stirn- und Tackrad; Modellmahlgang | |
1. Absackboden | Sackaufzug; Staubmühle; Bodenstein des Mahlganges; Steinhebevorrictung (Lichteree); elektrische Hammermühle; Mühlenmodelle; Verkaufstresen Nachträglich aufgestellte Gerätschaften: Haferquetsche; Durchlaufwaage; zum Sichter umfunktionierte Grießputzmaschine, Grützmühle |
Im Folgenden werden Texte als PDF-Dateien zum Lesen bzw. Herunterladen angeboten ...
a) Zahlen, Maße und Gewichte
b) Das Müllerwappen (siehe "Bildergalerie)
c) Der Müllergruß
d) Mühlensprache
e) Niedersächsische Mühlenstraße / Windmühle Bederkesa
Ein Gedicht von Bernd Poschmann