Galerieholländer / Beerster Mühlenweg 11 / 27624 Geestland

Mühleninfos

Allgemeines zur Windmühle Bederkesa

Die Mühle in Bad Bederkesa steht seit 1881 auf einem 31 m hohen Geestrücken oberhalb des Ortes. Als "Erd-und Galerieholländer" mit Windrose stellt diese die Mühlenhaube und somit die Flügel automatisch in den Wind. Damit gehört diese Windmühle zu den modernsten Windmühlentypen.
Die Flügel der Mühle waren bis 2020 mit Sprossengittern für eine Besegelung vorgesehen während sie früher mit Jalousien bestückt waren. Mit der Generalsanierung 2020 erhielten die neuen Flügel wieder Jalousien.
Auf dem Mahlboden/Steinboden lagern zwei alte, noch funktionsfähige Mahlgänge; einer mit Windkraft und einer elektrisch betrieben. Der elektrische Sackaufzug befördert Säcke auf die oberen Böden.

Mit einem Modellmahlgang kann man mit Muskelkraft Getreidearten zerkleinern und somit die Funktionsweise eines solchen Mahlgangs erfahren.
Die einzelnen Mühlenböden sind gefahrlos bis hin zu einem Balkon an der Mühlenhaube zu besteigen, von dem man einen schönen Blick auf den Ort, den See und die verschiedenen Landschaftsformen im Elbe-Weser-Dreieck genießen kann.

Die auf dem Absackboden stehenden maßstabsgetreuen, funktionierenden Modelle der drei in Bederkesa nachgewiesenen Mühlen (Ross-, Bock-und Holländermühle) bieten die Möglichkeit, die verschiedenen Mühlentechniken auf einen Blick zu erfassen.

Mühlengeschichte

Das genaue Entstehungsdatum einer Windmühle wie auch einer Rossmühle in Bederkesa ist nicht bekannt.

Im  16.Jahrh. wird sowohl eine Rossmühle -von der noch heute der Straßenname "Pferdemühlendamm" zeugt- als auch eine Bockwindmühle auf dem Mühlenberg zum ersten Mal in Bremischen Urkunden erwähnt. Erbaut wurden beide offensichtlich früher.
1677 Seitdem sind die Namen der Müller bekannt. Die einflussreiche Bederkesaer Familie Volckmann war über ein Jahrhundert Pächter der Mühle.
Bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein gehörte die Windmühle als sogenannte "Herrschaftsmühle" immer zum Amt Bederkesa und wurde jeweils von den "Burgherren" verpachtet.
1881 brennt die Bockwindmühle durch Blitzschlag ab. Im gleichen Jahr lässt der damalige Besitzer Hinrich Reysen am selben Ort die heutige Holländer-Windmühle mit Windrose aufbauen. 
1927 wird vom damaligen Müller A. Bernd ein Motor zum Antrieb für die Mahlgänge installiert. 
Im
2. Weltkr.
dient das Mühlengelände auch als Flugwache. Nach dem Krieg baut der damalige Besitzer Koröde neben der Mühle ein Wohnhaus. 
1950 Bis zu diesem Zeitpunkt benutzt der Müller neben dem Elektromotor auch noch die Windkraft zum Mahlen. Die Flügel mit ihren Jalousien verfallen aber zusehends. 
1956 verpachtet der Müller D. Koröde die Mühle an den Mülermeister Adolf Vick, der sie dann bis zu seinem Tode 1987 bewirtschaftet.
1960 installiert der Mühlenpächter eine moderne elektrische Hammermühle mit einem Mehlmischer. Seither steht der alte Mahlgang still. 
1966 erhält die Mühle neue Flügel mit Sprossengittern. 
1968 kauft der Flecken Bederkesa das Mühlengelände und die Gebäude von der Familie Koröde. 
1984 bekommt die Mühle eine neue Bedachung aus ungarischem Reet und eine neue Windrose. 
1988 wird die Mühle mit neuen Flügeln aus Stahl versehen. 
1990 übernimmt der Verschönerungsverein die Betreuung der Mühle. 
1996 wird die Technik durch Mühlengerätschaften aus Hornburg (Sachsen-Anhalt) vervollständigt. 
2020 Generalsanierung der Windmühle 

Begriffserklärungen

Bremse
(Pass) 
Die Bremse der Mühlenflügel kann von der Galerie aus über einen Bremsstock (Passbaum) und den Bremsbalken manuell betätigt werden. Sie fasst mit einem Eisenband kreisförmig um das Kammrad. 
BunklerDer Bunkler -als Korbrad ausgebildet- hat einen Durchmesser von 1,40 m und besitzt 35 Speichen. Er befindet sich am oberen Ende der Königswelle. 
Kammrad Das Kammrad hat einen Durchmesser von 2,70 m und ist bestückt mit 72 Holzzähnen aus nachgiebiger Weißbuche. Es befindet sich in der Mühlenhaube, ist fest mit der Flügelwelle verbunden und überträgt die Drehbewegung der Flügel über den Bunkler auf die Königswelle. 
Katzenstein Der Katzenstein besteht aus ölhaltigem belgischen Schiefer. In ihm lagert die Flügelwelle am Rande der Mühlenhaube. 
Königswelle Die Königswelle ist ca. 8,00 m lang und ca. 1,5 t schwer. Sie überträgt die Drehbewegung der Mühlenflügel von der Kappe bis zum Stirnrad auf dem Steinboden. 
Mahlgang Der Mahlgang befindet sich auf dem Steinboden und ist das eigentliche Mahlgerät einer Mühle. Zwischen dem oberen "Läuferstein" und dem fest im Boden liegenden "Bodenstein" wird das Mahlgut zerrieben. 
Mühlenhaube
(Mühlenkappe) 
Die Mühlenhaube hat die Form eines umgekehrten Bootsrumpfes, wiegt einschließlich der Flügel ca. 20 t und lagert auf 24 Doppelrollen. 
Steinkran
(Galgen) 
Mit Hilfe des Steinkrans und seiner Metallarme kann man den Läuferstein aus dem Mahlgang herausheben, um ihn zu schärfen 
Stirnrad Das Stirnrad hat einen Durchmesser von 3,70 m, besitzt 168 Holzzähne aus Weißbuche und befindet sich am unteren Ende der Königswelle. Es gibt die Drehbewegung über ein eisernes Zahnrad an die Spindel des Mahlganges ab. 

Ein Gang über die Mühlenböden

6. Haube Achs- oder Kammrad mit Bremse; Bremsstock; Flügelwelle; Katzenstein; Zahnradgetriebe der Windrose
5. Kappboden Zahnkranz und Rollenlager; Bunkler; Bremsbalken   
4. Aufzugsboden  Antriebsrad (mechanischer Sackaufzug); elektrischer Sackaufzug;
Einlaufsieb für die Spitz- und Schälmaschine; Schautafeln;
verschiedene Ernte-Gerätschaften 
3. Dode Böhn  Königswelle; Einlaufsieb für den alten Mahlgang; Flaschenzüge; Kornvitrinen; Handmühlen;
Spitz- und Schälmaschine  
2. Steinboden  Mehlmischer; zwei Mahlgänge (mit Windkraft bzw. elektrisch betrieben); Läuferstein
(aus naturgewachsenem französischen Süßwasserquarz);
Schärfwerkzeuge; Steinkran; Stirn- und Tackrad; Modellmahlgang  
1. Absackboden  Sackaufzug; Staubmühle; Bodenstein des Mahlganges; Steinhebevorrictung (Lichteree); elektrische Hammermühle; Mühlenmodelle; Verkaufstresen
Nachträglich aufgestellte Gerätschaften:
Haferquetsche; Durchlaufwaage; zum Sichter umfunktionierte Grießputzmaschine, Grützmühle


             Rossmühle
        Bockwindmühle
        Galerieholländer
Windrose,
Bremsbalken,
Jalousiehebel
      Zahnradgetriebe
Zahnkranz, Rollenlager
        Bremsbalken

      Kammrad, Bunkler
Flügelwelle, Kammrad
         Königswelle
              Stirnrad

Im Folgenden werden Texte als PDF-Dateien zum Lesen bzw. Herunterladen angeboten ...

a)  ​Zahlen, Maße und Gewichte​​
b)  Das Müllerwappen   (siehe "Bildergalerie)
c)  Der Müllergruß​​
d)  Mühlensprache​​
e)  Niedersächsische Mühlenstraße / Windmühle Bederkesa 

Mahlgänge,
elektrisch (li)
Wind (re)

Ein Gedicht von Bernd Poschmann

Die Windmühle